Reisenotizen Island 2002

Typisches Isländisches Verkehrsschild: Bodenwellen auf 43 kmRockenberg – Puttgarden – Helsingør – Oslo – Bergen – Torshavn – Seyðisfjörður – Egilsstaðir – Vopnafjörður – Húsavik – Akureyri – Hveravellir – Þingvellir – Mosfellsbær – Reykjavík – Borgarnes – Stykkishólmur – Ólavsvík – Keflavík – Grindavík – Selfoss – Þorsmörk – Vík – Landmannalaugar – Nýidalur – Mývatn – Dettifoss – Seyðisfjörður – Hanstholm – Bjerregård – Hamburg – Rockenberg

09.08.2002 – 08.09.2002

 

 

 

Freitag, 09.08.02
11:00 Uhr, der Hanomag-Diesel erwacht zum Leben, es geht auf die Autobahn in Richtung Norden. Erster Stopp schon nach 60 km – irgendetwas zischt seltsam unten links – die Luftfederung des Fahrersitzes hat den Geist aufgegeben, hoffentlich geht das so nicht weiter ;-). Durch die Mittelgebirge geht’s über Bundes- und Landstraßen, ab Hannover wieder auf die Autobahn. Gegen 22:00 Uhr ist Puttgarden erreicht – Zeit für den Feierabend.

Samstag, 10.08.02
Um 6:45 Uhr geht es auf die Fähre nach Rødby, danach weiter in Richtung Helsingør und über den Sund nach Schweden. Der Hanomag schnurrt auf der E6 in Richtung Norwegen, kurz nach der Grenze ist die Tagesetappe geschafft.

Sonntag, 11.08.02
Heute ist Stadtbummel in Oslo angesagt. Kaum ist der Parkplatz am Hafen erreicht, tönt ein Diesel-Sound der anderen Art über das Wasser – draußen fahren sich gerade ein paar Schnellboote warm, die an einem Rennen teilnehmen wollen. Vom Dach des Hanomag aus ist die Show einwandfrei zu betrachten. Und neben den Booten gibt es für die motorbegeisterten Norweger noch einen blauen Hanomag zu bestaunen. Abends geht es noch ein paar Kilometer weiter bis zum Campingplatz bei Hole.

Montag, 12.08.02
Über Hønefoss und Gol geht es auf die Hardangervidda. Auf dem Weg bergauf liefert sich der Hanomag ein packendes Rennen mit einem leicht überladenen Volvo FH – schließlich wird dieser locker im zweiten Gang überholt ;-). Das Wetter stimmt auf Island ein: Schauer bei 7°C. Auf der Höhe lichten sich die Wolken jedoch soweit, dass der Blick auf den Gletscher frei wird. Der Abstieg von der Hardangervidda gibt einen ersten kleinen Vorgeschmack auf die Gefälle isländischer Bergstraßen. Nach 25 km mit durchschnittlich 8% ist der letzte Rost aus den Bremstrommeln verschwunden.
Auf der Fähre über den Eidfjord ist der Hanomag nach wenigen Minuten von der Besatzung und einer Gruppe US-amerikanischer Biker umringt – es folgt die Erklärung des Autos auf Englisch und Norwegisch / Schwedisch. Im strömenden Regen ergattere ich einen leicht sumpfigen Stellplatz kurz vor Bergen.

Hafen von Bergen

Dienstag, 13.08.02
Das Wetter zeigt sich von der Bergen-untypischen Seite: strahlender Sonnenschein. Bis zur Abfahrt der Fähre ist noch etwas Zeit für einen Stadtbummel und eine Fahrt mit der Standseilbahn auf den Fløjen. Nachmittags geht es dann in das Getümmel am Fähranleger. Neben Jeeps jeglicher Couleur haben sich auch ein Pinzgauer 6x6, ein U406 sowie diverse Iveco Daily 4x4 samt ihrer italienischen Besatzungen eingefunden. Die Einweiser winken den Hanomag auf ein Plätzchen im Bugraum der Norrøna. Halbwegs pünktlich verlassen wir Bergen, die Zeit bis zum Sonnenuntergang vertreibe ich mir mit dem Isländisch-Sprachführer.

Mittwoch, 14.08.02
Durch die kabbelige See tuckert die Norrøna in Richtung der Faerøer. In Torshavn ist Zeit für einen kurzen Spaziergang durch die Stadt. Zurück auf dem Schiff geht das Warten auf Island weiter, verkürzt mit Plaudereien mit einer Hamburger Jeep-Gruppe.

Donnerstag, 15.08.02
Aus dem Morgennebel taucht der Hafen von Seiðisfjörður auf, und kurze Zeit später berührt der Hanomag mit der Hinterachse erstmals isländischen Boden. Im Zollamt herrscht Chaos beim Bezahlen der Dieselsteuer, da die Italiener ihre eigenen Fahrzeugscheine nicht lesen können. Das Feld für das Leergewicht in den deutschen Papieren ist jedoch auch dem isländischen Zöllner bekannt und so bin ich schnell um 150 Euro ärmer. Wieder zurück am Auto winkt mich ein Beamter aus der Warteschlange ins Separee und wenige Augenblicke später bevölkern fünf freundliche Isländer in Uniform den Kofferaufbau. Sie interessieren sich wohl aber eher für das Auto (‚What a nice car.’) denn für Schmuggelgut und meinen jovial, ich solle das keinesfalls ernst nehmen .
Der nächste Weg führt zur Tankstelle, für 44 ISK/l werden gut 200l Diesel gebunkert. Das Mädel an der Tankstelle versucht sofort ihren Freund von den Qualitäten eines Hanomag zu überzeugen, jener steht wohl aber eher auf aufgemotzte Pick-Ups. Über den Paß schleiche ich nach Egilsstaðir, auf dem dortigen Campingplatz ist das Tagespensum schon geschafft. Beim sonoren Brummen der Eberspächer wird die ungefähre Island-Route festgelegt.

Freitag, 16.08.02
Die Fahrt geht in die nordwestliche Ecke Islands, nach dem Ende der Schotterpiste geht es zu Fuß und unter Beobachtung etlicher Schafe weiter zur Brúnavík-Bucht. Die Konstellation aus Atlantik und hochalpiner Landschaft ist sehr beeinduckend. Abends wird der Hanomag 400 m über dem Atlantik in den Wind gedreht.

In Spitzkehren windet sich die Straße auf die Hellisheidi

Samstag, 17.08.02
Weiter geht es an der Küste entlang in Richtung Westen. Auf der Hellisheiði kann der Hanomag erstmals seine Kletterkünste unter Beweis stellen. Über Vopnafjorður geht es auf Schotterstraßen nach Þórshöfn, dort biege ich auf die Langanes-Halbinsel ab. Auf dem Weg zum Fontur-Leuchtturm kommt zum ersten Mal der Allradgang zum Einsatz. Schräglagen, Schlammlöcher und Steilstücke beeindrucken den Hanomag wenig, bei 23°C und Sonnenschein gerät der Fahrer jedoch arg ins Schwitzen. Zwischendurch lädt eine Schottergrube zu intensiveren Geländespielen ein. Entsprechend ist abends aufräumen angesagt – aufgrund der noch fehlenden Schranktüren hat sich ein Teil der Ausrüstung im Auto verteilt ;-)

Hano auf 4 x 4-Track

Sonntag, 18.08.02
Über die Str. 85 erreichen wir den nördlichsten Punkt der Insel (66°32’10,2’’ / 16°01’33,9’’). Über die weitgehend verlassene Melrakkaslétta erreiche ich die Ásbyrgi. Abseits der ausgetretenen Touristenpfade gibt es super Möglichkeiten zum Vogelbeobachten. Auf dem Campingplatz von Húsavik steht nach dem Abendessen dann abschmieren auf dem Plan.

Wal bei Husavik

Montag, 19.08.02
Whale-Watching-Day. Drei umgebaute Fischerboote und ein Buckelwal - fragt sich, wer hier wen dressiert. Ein Wal in 6m Entfernung ist allerdings nicht schlecht und die isländischen Kuchen auf dem Rückweg sind auch lecker! Abends Entspannung im Schwimmbad – ab in den Hotpot.

Tucker SnoCat in Akureyri

Dienstag, 20.08.02
Die Fahrt führt am Goðafoss vorbei nach Akureyri. Dort überfahre ich fast die erste rote Ampel seit einer Woche – erstaunlich, wie schnell man sich sowas abgewöhnen kann. Im Industriegebiet haben die Isländer allerlei lustige Gefährte abgestellt, außerdem treffe ich auf einen isländischen A-L 28. Den nichttechnischen Teil des Tages stellt ein Besuch im botanischen Garten dar.

Godafoss

Mittwoch, 21.08.02
Von der Ringsraße geht es auf die Kjörlur-Route F35, das Hochland ruft. Durch die Wasserkraftwerke der Blanda ist die erste Hälfte der Strecke gut ausgebaut. Auf einem Parkplatz gesellt sich die Landrover Driving Experience zum Hanomag. Die Teilnehmer können es nicht fassen, wie man sich mit einem 40 Jahre alten Auto in die isländische Wildnis trauen kann.
Am Hveravellir gibt’s ein heißes Entspannungsbad bei 3°C Lufttemperatur, nur der Schwefel- geruch nervt ein wenig und will mir auch Stunden später nicht aus der Nase. Nach diversen Furten übernachte ich in der Nähe des Kerlingarfjöll.

Gulfoss

Donnerstag, 22.08.02
Die Schlaglöcher im südlichen Teil der F35 sind zwar etwas tiefer, aber trotzdem auch von normalen PKW zu meistern. So kommt der Abzweig zum Hagavatn wie gerufen. Nach Einsetzen von Nieselregen breche ich die Wanderung recht bald ab und es bleibt noch genügend Zeit, den Gullfoss und das Geysir-Feld zu besuchen.
Die Nacht verbringe ich auf dem Campingplatz von Laugarvatn. Die Besitzerin der örtlichen Caféteria ruft gleich ihr deutsches Au Pair Mädchen, welches prompt auch aus der Rhein-Main- Gegend kommt und gleich fragt, ob ich den ganzen Weg mit dem ‚Buschen’ gefahren sei.

Litli Geysir

Freitag, 23.08.02
Da sich auf den Hochland-Rüttelpisten eine wohl etwas zu schnell zusammengebratene Naht der E-Rad-Halterung aufgelöst hatte, steht für den Morgen ein Werkstattbesuch auf dem Programm. Leider stellt sich heraus, dass das Schutzgas alle ist. Dafür möchte der Besitzer wissen, wo er das Conti-Profil des Hanomag bekommen kann.
Im Nieselregen mache ich mich auf eine kleine Wanderung bei Þingvellir. In der Kraftwerks- ausstellung am Sog bin ich der dritte Besucher des Tages – und das am späten Nachmittag. In Mosfellsbær werden die Vorräte ergänzt und später wiegt mich der Hanomag dank eines kleinen Sturms in den Schlaf.

Flugeinlage beim Torfaeran

Samstag, 24.08.02
Nach einer regnerischen Nacht verlasse ich den Schlafplatz mit Allrad. Nach einer kurzen Suche ist die Kiesgrube entdeckt, in der heute Torfæran auf dem Programm steht, die isländische Buggy-Trial-Serie. In den acht Sektionen ist alles zu sehen: Spurstangenbruch, Karies in VTG, Pirouetten in der Luft, jede Menge Lärm :-) Abends geht’s auf den Campingplatz in Reykjavík.

MAN KAT 1A1 der Isländischen Bergrettung

Sonntag, 25.08.02 / Montag, 26.08.02
Sightseeing in der Hauptstadt – Touri-Standardprogramm. Im Hafen wartet der Rettungswagen auf seinen nächsten Einsatz – ein MAN KAT1A1 Prototyp. Ein Shopping-Versuch schlägt fehl, da die Läden schon nachmittags schließen, das Geld werde ich statt dessen im Hard Rock Café los.

Dienstag, 27.08.02
Um den Hvalfjörður herum und an Borgarnes vorbei geht die Fahrt nach Stykkishólmur auf Snæfellsnes. Hier findet sich eine Werkstatt, in der die E-Rad-Halterung geschweißt wird. Der Campingplatz ist schon verlassen, die Duschen sind aber noch offen und warmes Wasser gibt’s auch.

Sandstrand auf Snaefellsnes

Mittwoch, 28.08.02
Rundfahrt auf Snæfellsnes, der Snaefellsjökull versteckt sich leider in den Wolken, ebenso wie das höchste Bauwerk Islands, ein 412m hoher Funkmast. Der westlichste Punkt der Insel ist mit dem Hanomag nicht erreichbar – die Piste ist nur für kleine Jeeps geeignet. Also geht es zu Fuß zum Sandstrand. Zum Baden ist mir das Wasser allerdings zu kalt. Nach etlichen Kilometern an der einsamen Südküste der Halbinsel fahre ich wieder zurück nach Stykkishólmur.

Donnerstag, 29.08.02
Fahrt nach Reykjanes, Höhepunkt des Tages ist der Besuch im Marinemuseum in Hafnafjörður.

Thorsmörk

Freitag, 30.08.02
Der Hanomag kämpft sich bei heftigem Gegenwind die Südküste entlang in Richtung Osten. Bei Seljaland biege ich ab auf die Piste in Richtung Þorsmörk. Mit genialem Blick auf das Eis von Eyjafjalla – und Mýrdalsjökull rumple ich die F249 entlang. Das Furten diverser kleinerer Nebenflüsse geht trotz teilweise nicht sichtbarer Fahrspur problemlos, bei der teilweise 90 cm tiefen Krossa bin ich etwas vorsichtiger, da der Hanomag noch keine hochgesetzte Luftansaugung besitzt. Doch unter den interessierten Blicken der isländischen Wochenendurlauber hole ich mir keine nassen Füße und der schwere Schlepper des Touristenverbands bleibt arbeitslos. Strahlend blauer Himmel lädt zu einer ausgedehnten Wanderung ein und beim Abendessen beobachte ich den Kampf der isländischen Jeeps mit ihren 44’-Fahrwerken gegen die Fluten.

Felsformation am Kap Dyrholaey

Samstag, 31.08.02
Nach frostiger Nacht trete ich den Rückweg zur Ringstraße an. Auf der Piste herrscht reger Gegenverkehr. Die Isländer machen ihre Jeeps bereit für die Wochenendspielereien. Seljalandsfoss und Skogarfoss verlasse ich nach der Ankunft deutscher Reisebusse zügig wieder und lege erst am Kap Dyrhólaey eine größere Pause ein. Die durch den typisch isländischen Nieselregen glitschigen Felsen verhindern jedoch größere Klettertouren. Im zunehmenden Sturm fahre ich über das Mýrdalssandur und biege kurz darauf auf den Landmannaleið ab. Bei immer schlechterer Sicht ist der Weg teilweise kaum auszumachen. An der 15. Furt steht ein ein einsames Warnschild: ‚Überqueren gefährlich! Ist Ihr Motor wasserfest?’ In Landmannalaugar herrscht Hochbetrieb, so dass ein Entspannungsbad ausfällt und ich mit der Wärme der Eberspächer vorlieb nehme.

Wegweiser im Hochland

Sonntag, 01.09.02
Wintereinbruch auf Island. Bei leichtem Schneetreiben verlasse ich Landmannalaugar und biege auf die F26 in Richtung Norden. Aufgrund des Þórisvatn-Wasserkraftwerks ist der südliche Teil der Sprengisandur-Piste frisch asfaltiert. Ber Wind nimmt bis zur Orkanstärke zu – Aussteigen ist nur noch auf der dem Wind abgewandten Seite möglich. Immerhin reißen die Wolken langsam auf und Regenbogen begleiten den Hanomag. Der Flugsand hilft dabei die Stellen zu entlarven, die ich bei der Lackierung nicht ordentlich angeschliffen habe – viele sind es zum Glück aber nicht. Bei Nýídalur hat der Fluß die Piste auf mehreren hundert Metern überspült. Da sich das Hochland bei diesen Wetter nicht sonderlich gastfreundlich zeigt, fällt die geplante Übernachtung aus und ich fahre bis spät in die Nacht weiter bis zum Mývatn. Mehr als 40km/h sind nicht drin, da sonst die Schräglagen des Hanomag bei Seitenwind zu abenteuerlich werden würde. Am Campingplatz werde ich freundlich von einer Schweizerin empfangen, die sich begeistert über die 4 Tonnen Windschutz für ihr lädiertes Zelt freut.

Montag, 02.09.02
Bei trockenem, aber kalten und windigem Wetter wird der Hanomag für die Heimfahrt fit gemacht (Öl nachfüllen, abschmieren). Den Rest des Tages bin ich zu Fuß unterwegs.

Heißes Schlammloch am Myvatn

Dienstag, 03.09.02
Weiterfahrt auf Ringstraße nach Egilsstaðir, zwischendurch ein kleiner Abstecher zu Dettifoss und Hafrgilsfoss. Den Rest des Tages verbringe ich mit Hanomagwaschen.

Mittwoch, 04.09.02
Einer der wenigen Faulenzertage des Urlaubs

Donnerstag, 05.09.02 – Samstag, 07.09.02
Bei Sturm verlässt die Norrøna den Hafen von Seiðisfjörður, die Rückfahrt schein sich endlos zu ziehen. Am späten Samstag Nachmittag läuft das Schiff in Hanstholm, so dass ich pünktlich zum Grillen in Bjerregård an, wo einige Freunde vom Fanfarenzug ein Ferienhaus gemietet haben. Gut gesättigt verbringe ich die letzte Nacht des Urlaubs ausnahmsweise nicht im Hanomag

Sonntag, 08.09.02
Die letzten Kilometer führen durch das hochsommerlich warme Deutschland, um 23:00 Uhr hat mich meine Wohnung wieder.

Der Hanomag hat sich während der letzten 6000 km tapfer geschlagen .Die Planungen für den nächsten Island-Urlaub können also beginnen....

Die Reiseseite von hano-mag-ich.com